Odenthal: Die Wiege des Bergischen Landes



Die ersten Siedler 
Odenthal blickt auf eine über  tausendjährige Geschichte zurück. Gemeinsam mit Paffrath, Herkenrath und  Refrath gehört der Ort am Ufer der Dhünn zu den vier Mutterpfarreien  des Bergischen Landes. Zwischen 900 und 950 kamen die ersten  Siedler  aus dem Rheintal und begannen damit eine Siedlung auf einer Insel  inmitten der Dhünn anzulegen. Das älteste steinerne Zeugnis ist die  Ortskirche St. Pankratius. Die romanische Pfeilerbasilika aus dem 11.  Jahrhundert ist eine der ältesten Kirchen des Bergischen Landes.  Erstmalig urkundlich erwähnt wird die Gemeinde im Jahre 1150 unter dem  Namen Udindar, damals erschien ein Henricus von Udindar als Siegelzeuge  in der Abtei Siegburg. 
Woher stammt der Ortsname?
In  der älteren Literatur wird der Ortsname Udindar aus einer Kombination  des Personennamens 'Udo' und dem Wort 'darre' abgeleitet. Nach Meinung  des Historikers Dr. Gerd Müller handelte es sich bei jenem Udo um einen  Sohn des lothringischen Herzogs, Gebhard von Franken, in dem man nach  Müllers Auffassung den Gründer des Ortes zu erblicken habe. Dieser ließe  im Dhünntal eine Drainage, mittelalterlich „darre“, zur Trockenlegung  des Tales anlegen. Demnach ließe sich der Ortsname als „Udos Drainage“  übersetzen. 
Neuere Forschungen vertreten eine andere These, der  zufolge leitet sich der Begriff Udin vom altdeutschen Wort 'Ondra' ab,  mit diesem Begriff bezeichnete man früher 'sumpfige Talauen'. Diese  Variante gilt auch unter Historikern als wahrscheinlicher, da es im  Mittelalter die Regel war, dass Adelsfamilien den Namen ihres Wohnort  als Familiennamen annahmen. Ein gutes Beispiel dafür sind die Grafen von  Berg, die den Namen ihrer Burg zum Familiennamen machten. 
Odenthal die Wiege des Bergischen Landes
Einige  Kilometer vom heutigen Odenthaler Ortszentrum entfernt errichtete im  11. Jahrhundert eine Deutzer Adelsfamilie, vermutlich mit der  Unterstützung des Kölner Erzbischofs Anno II., auf einem Hügel am Ufer  Dhünn ihren Stammsitz. Diese Burg trug den Namen Berge, in der Folgezeit  benannte sich die Adelsfamilie nach der Burg: die Grafen von Berg. So  wurde Odenthal zur Wiege des Bergischen Landes. 
Nach ihrem Umzug in  das heutige Schloss Burg oberhalb der  Wupper schenkten die Grafen die  alte Burg Berge dem Zisterzienserorden. Im Jahre 1133 kamen die ersten  Mönche aus dem Burgundischen Morimond, um hier ein Kloster zu gründen.  Nach kurzer Zeit verlegten sie den Konvent ins Tal.  Als die Grafen von  Berg sich eine ehrwürdige Grabstätte wünschten, begann man 1259 mit dem  Bau einer hochgotischen Kathedrale, die nach nur 120 Jahren Bauzeit  geweiht werden konnte. 
Die Abtei Altenberg
Odenthal  selbst stand in den folgenden Jahrhunderten häufig im Schatten der Abtei  Altenberg, deren Bedeutung und Ausstrahlung natürlich viel größer war.  Die Mönche besaßen zahlreiche Bauernhöfe im gesamten Gemeindegebiet. Die  Zisterzienser waren im Mittelalter aufgrund ihrer umfangreichen  Kenntnisse in der Landwirtschaft auch als Bauernorden bekannt. Sie  entwickelten neue Anbaumethoden und Bewässerungsmethoden und  kultivierten bis zu diesem Zeitpunkt brachliegende Landstriche. Deshalb  können wir davon ausgehen, dass sie viele  landwirtschaftliche  Innovationen aus Frankreich mit an die Dhünn brachten und die örtliche  Bevölkerung somit sehr vom Zuzug der Zisterzienser profitierte. Das  Kloster wuchs im Laufe der kommenden Jahrhunderte stark an, in seinen  besten Zeiten lebten über 300 Mönche und Laienbrüdern in seinen Mauern.  Da die Klosterkirche auch die letzte Ruhestätte der Bergischen Herrscher  war, unterstützten sie den Konvent bei seinen Plänen zum Bau eines  neuen Gotteshauses. Zwischen 1259 und 1379 errichteten die Mönche eine  neue Abteikirche. Diese wurde im gotischen Stil, als turmlose  Querschiffbasilika mit Chorumgang und Kapellenkranz nach französischen  Vorbildern errichtet. Der Altenberger Dom ist ein Meisterwerk gotischer  Baukunst, er lockt noch heute viele Besucher aus der ganzen Welt an die  Dhünn. Sein Westfenster ist das größte Kirchenfenster nördlich der  Alpen. Seine bemalten Scheiben,  die das Himmlische Jerusalem  darstellen, sind von großer kunsthistorischer Bedeutung. Der Dom legt  noch heute ein beeindruckendes Zeugnis der mittelalterlichen  Handwerkskunst ab.  
Hexenohnder
Während das Kloster  gedieh, wurde Odenthal zur Grundherrschaft erhoben und Schloss  Strauweiler war der Gerichtssitz des Ortes. Der Ort unterschied sich in  dieser Zeit durch nichts von den anderen Bergischen Gemeinden. Die  Menschen lebten von der Landwirtschaft. Im Laufe der Jahrhunderte  lernten sie die Kraft der zahlreichen Bäche immer geschickter zu nutzen,  so entstanden in Odenthal, genau wie im Rest des Bergischen Landes,  zahlreiche Mühlen, die zum Mahlen von Getreide, zum Sägen von Holz oder  zur Herstellung von Tüchern, Öl oder Schießpulver genutzt wurden. Zu  Beginn des 17. Jahrhunderts kam es in Odenthal zu einer Welle von  Hexenprozessen in deren Verlauf zahlreiche Frauen der Hexerei angeklagt  und auf den Scheiterhaufen zu Bensberg verbrannt wurden. Die letzte  Verurteilte war eine gewisse Katharina Güschen, die im Jahre 1613 als  vermeintliche Hexe hingerichtet wurde. Ihre noch heute erhaltene  Prozessakte ist ein erschütterndes Zeugnis der damals gängigen  Rechtsfindung.
Odenthal wird Zivilgemeinde
Große  Veränderungen brachte die Eroberung des Herzogtums Berg durch das  napoleonische Frankreich mit sich. Aus der Grundherrschaft wurde die  Zivilgemeinde, das Kloster Altenberg wurde aufgelöst und in dessen  Gebäuden eine chemische Fabrik untergebracht. 1803 kam es hier zu einem  Brand, der auch auf die Klosterkirche übergriff. Der Dom wurde zur  Ruine, zwischen 1836 und 1848 finanzierte der Preußische König den  Wiederaufbau der prachtvollen Klosterkirche. Sitz der neuen Odenthaler  Zivilverwaltung war bis zur Mitte des Jahrhunderts nicht in Odenthal,  sondern im benachbarten Osenau. Erst der langjährige Bürgermeister  Hubert Drecker verlegte seinen Amtsitz ins Ortszentrum. Am 1. Juni 1873  eröffnete das "Amtslocale" der Bürgermeisterei in Odenthal in dem von  Drecker erbauten Wohnhaus. Der Verwaltung standen damals im Erdgeschoss  lediglich zwei Zimmer und der Vorflur zu einem jährlichen Mietpreis von 6  Talern zur Verfügung. Im Jahre 1913 erwarb die Gemeinde das Gebäude von  den Erben des 1911 verstorbenen ehemaligen Bürgermeisters Hubert  Dreckers für 26.000 Mark.  Noch heute dient das Gebäude als Rathaus der  Gemeinde. 
Im Laufe des  19. Jahrhunderts verändert sich das Bild  Odenthals stetig. Die industrielle Revolution erfasste das Bergische  Land, und schon bald nutzten die Bewohner der nahegelegenen Städte das  idyllische Odenthal am Wochenende als Ausflugsziel. Der Ort wurde schon  bald zu einem wichtigen Naherholungsgebiet.  Nach und nach entwickelten  sich Gastronomiebetriebe wie der Altenberger Hof und der Märchenwald.  Noch heute ist der Ort für viele Bewohner der Region ein beliebtes  Ausflugsziel. Dabei schätzen die Besucher vor allem den spirituellen  Charakter des Ortes, hier kann man den Stress des Alltags hinter sich  lassen und die herrliche Natur genießen. Nach dem 2. Weltkrieg  entstanden auch in Odenthal neue Wohnbereiche mit Kirchen und Schulen.  Die Verantwortlichen in der Gemeindepolitik haben sich aber stets gegen  die Ausweisung von Gewerbegebieten entschieden. Das erklärte Ziel der  Politik war es immer, Odenthal als attraktive Wohngemeinde zu erhalten,  so hat sich der Ort viel von seinem Charme erhalten. Neben dem  Altenberger Dom sind die sanfte Hügellandschaft mit ihren Wäldern und  Feldern, die kleinen Fachwerkhäuser, die sich als weiße Farbtupfer  wunderbar in die Landschaft einfügen, das Kapital der Gemeinde.
Odenthal heute
Erklärtes  Ziel der Kommunalpolitik ist es, den Siedlungswert der Gemeinden zu  erhalten. Die größeren Wohnbereiche von Odenthal, Blecher, Neschen,  Eikamp und Voiswinkel, wurden mit allen finanziellen Belastungen des  Kanal-, Straßen- und Schulbaues sowie der Wasserversorgung in  vertretbarem Maß ausgeweitet. Es wurde erkannt, dass die Ausweitung der  Siedlungsbereiche einer vorsichtigen Steuerung bedarf. Das geht bei der  schwachen Finanzkraft einer Gemeinde ohne Industrie nicht ohne  staatliche Unterstützung. Nur mit finanzieller Hilfe können die  überörtlichen Aufgaben des Fremdenverkehrs mit allen Erfordernissen und  Folgeerscheinungen in der rechten Weise bewältigt werden. In den  neunziger Jahren hat die Gemeinde Odenthal mit dem "Haus der Begegnung"  in der Dorfstraße und mit dem markant im Ortskern von Odenthal liegenden  "Bürgerhaus Herzogenhof" zwei Bürgerhäuser eingerichtet, die für  Familienfeiern, Tagungen, Seminare und Versammlungen in gepflegtem  Rahmen genutzt werden können.
Die Gemeinde Odenthal bietet viel  an gemütlicher und anheimelnder Atmosphäre. Dazu tragen vor allem das  rege Vereinsleben und die zahlreichen Veranstaltungen – von  Karnevalsumzügen, über die verschiedenen Dorffeste bis zum  Erntedankumzug – in Voiswinkel bei. In den kommenden Jahren soll  Odenthal als Ferien- und Erholungsziel in der Naturarena Bergisches Land  noch attraktiver werden. Das derzeitige Angebot an touristischer  Infrastruktur, das den Odenthaler Bürgern und den Besuchern zur  Verfügung steht, darf man als solide Grundausstattung einer  Fremdenverkehrsgemeinde bezeichnen. Mit der Touristinformation i-Punkt  Altenberg wurde eine direkte Anlaufstelle für die Gäste im touristischen  Zentrum des Ortes geschaffen. Das gut ausgebaute Wanderwegenetz mit  Block-, Grill- und Schutzhütte stehen dem Gast ebenso zur Verfügung, wie  eine große Auswahl an hervorragenden Restaurants und Gasthöfen. Darüber  hinaus finden in Odenthal und Altenberg jedes Jahr viele hochkarätige  Kulturveranstaltungen wie der Altenberger Kultursommer oder die  Internationale Orgelakademie statt. 
Die intakte Bürgerschaft  und die hohe Identifikation der Odenthaler mit ihrer Bergischen Heimat  lässt auch für die Zukunft Odenthals eine positive Weiterentwicklung  erwarten. 












