Ein Urgestein aus dem Ort erhält den Ehrenpreis für herausragendes Engagement „Der Odenthaler“ 2022. Günter Blömer, 88 Jahre jung, und vielen im Bergischen Land bekannt als früherer Malermeister und Glaser, aber vor allem als hochaktiver Modellbauer. In seinem kleinen Museum am Mühlenweg in Odenthal-Stein hat er mit Hilfe von Hunderten von Modellen eine „Welt-Transparenz“ geschaffen, die ihresgleichen sucht. Mit unbändigem Wissensdurst, einer unbegrenzten Neugier und viel privatem Einsatz überlegt, entwirft und erschafft Günter Blömer Modelle von Mühlen, Schiffen und Bauwerken aus aller Welt. Ein Höhepunkt seiner Dauerausstellung ist ein Nachbau des Altenberger Doms aus der Zeit um 1830, der in Teilen zerstört ist und so als gotischer Bau Einblicke in die Fundamente der romanischen Vorgängerkirche bietet.
Laudator und Jurymitglied Walter Jansen beschreibt das Schaffen des Geehrten so: „Als die Familie von Günter Blömer in der Tausend-Bomber-Nacht im Mai 1942 in Köln ihre Wohnung verlor, wurde sie zunächst im Gürzenich untergebracht. Der dortige große Saal war für ein Festmahl am kommenden Tag eingedeckt und auf allen Tischen standen Schiffsmodelle als Dekoration. Modelle von Handelskoggen, wie sie im Mittelalter zur Zeit der Hanse üblich waren. Das ließ den jungen Günter nie wieder los. Seitdem begann er, selber Schiffsmodelle aus Holz zu bauen.“
Vom Gürzenich ging es für die Familie ins damals noch kriegsferne Odenthal, die Mutter musste die fünf Kinder ernähren, der Vater war Soldat und sollte nicht mehr zurückkehren. Günter Blömer blieb und fand dort die Frau seines Lebens und zog 1954 zu ihr nach Odenthal-Stein. Als er 1994 in Rente ging, begann er dann mit dem Bau eines eigenen richtigen Bootes; seit Jahren im Kopf erdacht anhand der Modelle, die er gebaut hatte. Damals begleitete ihn der WDR mit einem Kamerateam. Nach 14 Monaten war das Segelboot fertig und rund zehn Jahre lang fuhren Blömer und seine Frau damit auf deutschen und französischen Binnengewässern. Dann wurde das Segeln zu beschwerlich und nun schwimmt der Eigenbau auf dem Bodensee.
Walter Jansen: „Günter Blömer hat fast alle Mühlen, die es auf der Erde gibt, als Modelle nachgebaut. Regelmäßig kommen Schulklassen und Kindergartengruppen und bestaunen seine Modelle, die liebevoll eingerichteten Fachwerkhäuschen, Kutschen und Buddelschiffe. Nach dem Motto ´Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers` hat Günter Blömer Generationen von Besuchern und Gästen, nicht zuletzt auch als Gastgeber bei den bundesweiten Mühlentagen inspiriert. Er ist ein würdiger Preisträger, der Erfahrungen und Neugier paart mit historischer Genauigkeit und funktioneller Detailtreue.“
Hintergrund:
“Der Odenthaler” ist seit 2011 eine jährlich verliehene Würdigung für ein herausragendes ehrenamtliches Engagement von Personen oder Gruppen im Sinne der Gemeinde Odenthal. Sieben Jurymitglieder aus Wirtschaft, Kunst, Kirche, Politik und den Medien ermittelten aufgrund der 15 Vorschläge von OdenthalerInnen im Januar den Jahresgewinner. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 1.000 Euro dotiert. Gestiftet wird dieses zu gleichen Teilen von der REWE Tönnies OHG und der Volksbank Berg eG. Prunkstück der Ehrung ist der vom bergischen Künstler und ehemaligen Schulleiter Walter Jansen geschaffene „Odenthaler“, eine aufwendig gestaltete Bronzemedaille.